Die japanische Insel Sanagi erlebt einen tiefgreifenden Wandel. Immer weniger Menschen leben dort, während sich die Zahl der Katzen stetig erhöht. Die wenigen verbliebenen Einwohner sind meist hochbetagt und können die Versorgung der Tiere kaum noch leisten. Nun wird befürchtet, dass die Verantwortung auf Touristen übergeht.
Inhaltsverzeichnis:
- Nur noch 50 Menschen auf Sanagi
- Touristen als neue Versorger?
- Regierung bietet Umsiedlungsprämien
- Aoshima zeigt ein ähnliches Bild
Nur noch 50 Menschen auf Sanagi
Sanagi gehört zur Stadt Tadotsu in der Präfektur Kagawa und liegt in der Seto-Inlandsee. Einst lebten dort viele Menschen, betrieben Handel, schickten ihre Kinder zur Schule und hielten Katzen, die bei der Mäusebekämpfung halfen. Heute ist davon kaum etwas übrig. Laut einem Bewohner zählt die Insel nur noch rund 50 Einwohner. Die meisten davon sind über 80 Jahre alt.
Gleichzeitig leben dort Hunderte Katzen. Sie waren einst Haustiere, wurden jedoch mit dem Wegzug ihrer Besitzer zurückgelassen. Die Folge ist eine unkontrollierte Vermehrung. Einige wenige Inselbewohner stellen den Tieren weiterhin Futter hin. Doch die körperliche Belastung ist groß, und ein Ende dieses Engagements absehbar.
Touristen als neue Versorger?
Sanagi gilt als eine der bekanntesten Katzeninseln Japans. Im Internet kursieren zahlreiche Videos von flauschigen Vierbeinern vor blauem Himmel. Plattformen wie Trip Advisor bewerben Sanagi fast ausschließlich mit diesen Bildern. Touristen reisen mit der Fähre an, um die Tiere zu streicheln und zu fotografieren.
Gäste berichten, dass es an Wasser und Futter fehle. Einige bringen Nahrung mit, doch dies geschieht unregelmäßig. Besucher werden inzwischen dazu aufgerufen, vorbereitet zu kommen, um den Tieren helfen zu können. Die Sorge wächst, dass die Versorgung der Tiere bald ausschließlich auf Touristen angewiesen ist. Ob das langfristig funktioniert, bleibt fraglich.
Regierung bietet Umsiedlungsprämien
Die demografische Krise auf Sanagi ist Teil eines größeren nationalen Problems. In Japan sind 29,3 % der Bevölkerung über 65 Jahre alt. Besonders die ländlichen Gebiete sind stark betroffen. Die Regierung versucht gegenzusteuern. Menschen, die nach Sanagi ziehen, erhalten finanzielle Unterstützung. Infoveranstaltungen sollen das Leben auf der Insel attraktiv machen.
Gleichzeitig wird die Zahl der Katzen kontrolliert. Tiere werden eingefangen, kastriert und freigelassen. Einige Einheimische befürworten diese Maßnahmen, andere sehen sie kritisch. Für sie gehören die Katzen zur Identität der Insel. Doch trotz aller staatlicher Anstrengungen bleibt der Zuzug gering.
Aoshima zeigt ein ähnliches Bild
Ein weiteres Beispiel ist die Insel Aoshima. Dort leben nur noch 22 Menschen, aber rund 122 Katzen. Auch hier stammen die Tiere ursprünglich von Fischern, die sie zur Bekämpfung der Mäuse eingeschleppt hatten. Inzwischen gibt es keine Mäuse mehr – nur Katzen. Die Entwicklungen auf Aoshima und Sanagi ähneln sich stark.
Sanagi: ca. 50 Menschen, Hunderte Katzen
Aoshima: 22 Menschen, 122 Katzen
Über 29 % der Japaner sind älter als 65 Jahre
Kastrationsprogramme sollen Katzenpopulation kontrollieren
Wenn sich die Situation nicht bald ändert, bleibt den Katzeninseln eine ungewisse Zukunft. Mensch und Tier haben jahrzehntelang zusammengelebt. Doch das Gleichgewicht droht zu kippen.
Quelle: Berliner Morgenpost