Die japanische Regierung sieht sich mit einer Welle unbelegter Behauptungen konfrontiert, die in sozialen Netzwerken in Hongkong kursieren. Laut diesen soll im Juli ein starkes Erdbeben Japan erschüttern. Die Gerüchte gehen auf ein Manga aus dem Jahr 1999 zurück. Behörden und Expertinnen warnen vor Panikmache und betonen, dass keine wissenschaftlichen Belege für diese Vorhersagen existieren. Die wirtschaftlichen Folgen spüren vor allem Tourismusregionen wie Kansai oder Hokkaido. Die Situation zeigt erneut, wie schnell sich Falschinformationen ausbreiten können.
Inhaltsverzeichnis:
- Watashi ga Mita Mirai als Auslöser der Gerüchte
- Reaktion der japanischen Regierung
- Auswirkungen auf Tourismus und Wirtschaft
- Parallelen zu früheren Fällen
Watashi ga Mita Mirai als Auslöser der Gerüchte
Der Ursprung der aktuellen Spekulationen liegt im Manga Watashi ga Mita Mirai, der bereits in der Vergangenheit nach Katastrophen wie dem Tōhoku-Erdbeben 2011 Aufmerksamkeit erregte. Seit Anfang 2025 verbreiten Nutzerinnen und Nutzer in Hongkong Auszüge aus dem Werk über Plattformen wie Facebook oder Instagram. Dabei stellen sie Verbindungen zu aktuellen Naturereignissen her.
Influencer aus Hongkong verstärken die Reichweite dieser Inhalte zusätzlich, indem sie spekulative Videos oder Beiträge veröffentlichen. Die Aussagen im Manga werden dabei als prophetisch dargestellt, obwohl sie keinerlei wissenschaftlicher Grundlage entsprechen. Auch eine direkte Vorhersage für Juli 2025 ist im Manga nicht enthalten – es handelt sich um eine Interpretation durch Dritte.
Reaktion der japanischen Regierung
Takanori Suzuki, Vizechef der japanischen Tourismusbehörde, äußerte sich am 4. Juni im Unterhaus deutlich. Er betonte, dass keine staatliche Stelle in Japan genaue Aussagen über Zeitpunkt, Ort oder Stärke eines möglichen Erdbebens treffen könne. Die meteorologische Behörde wie auch das Kabinettsbüro stützen sich auf seismologische Daten, nicht auf Inhalte aus Popkultur.
Die Regierung in Tokyo ruft deshalb alle Reisenden dazu auf, ausschließlich offiziellen Quellen zu vertrauen. Die Aussagen Suzukis erfolgen im Kontext einer gestiegenen Verunsicherung in Asien, insbesondere unter potenziellen Touristinnen und Touristen aus Hongkong.
Auswirkungen auf Tourismus und Wirtschaft
Die Verbreitung der Gerüchte hat bereits konkrete Folgen: Einige Fluggesellschaften aus Hongkong haben ihre Flüge nach Japan im Mai reduziert oder ganz gestrichen. Im April reisten noch etwa 260.000 Menschen aus Hongkong nach Japan – ein Rekordwert. Für Mai und Juni hingegen wird ein Rückgang erwartet. Folgende Regionen sind besonders betroffen:
- Kansai – Kyoto, Osaka und Nara sind Hauptziele asiatischer Gäste.
- Kyushu – beliebt wegen der heißen Quellen und Natur.
- Hokkaido – stark von Sommertourismus abhängig.
Tourismusverbände vor Ort berichten von zunehmender Sorge wegen möglicher Einnahmeverluste. Besonders die Monate Juli und August gelten als wichtig für die Branche. Die Regierung beobachtet daher die Entwicklung aufmerksam, auch im Hinblick auf ihre laufenden Förderprogramme für internationalen Tourismus.
Parallelen zu früheren Fällen
Die aktuelle Situation erinnert an ähnliche Vorfälle in der Vergangenheit. Nach dem Reaktorunglück in Fukushima 2011 kam es ebenfalls zu einem massiven Rückgang von Reisen nach Japan. Trotz wiederholter Entwarnung durch offizielle Stellen hielten sich Ängste in der Öffentlichkeit hartnäckig. Der Fall zeigt, wie stark sich Spekulationen aus dem Ausland auf konkrete wirtschaftliche Bereiche in Japan auswirken können.
Die japanische Regierung setzt nun verstärkt auf Kommunikation und Zusammenarbeit mit ausländischen Partnern, um weiteren Schaden zu vermeiden. Falsche Informationen sollen schneller erkannt und entkräftet werden, bevor sie sich weiterverbreiten.
Quelle: Sumikai