Deutschland und Japan stärken Verteidigungsbündnis
Deutschland und Japan stärken Verteidigungsbündnis, Foto: pixabay

Berlin sucht angesichts wachsender Bedrohungen durch Russland und möglicher US-Truppenreduzierungen in Europa gezielt nach neuen Verteidigungspartnern. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf Japan, das technologisch stark ist und geopolitisch ähnliche Herausforderungen bewältigen muss. Beide Länder treiben die Zusammenarbeit in Rüstungsfragen entschlossen voran, um die Sicherheit Europas langfristig zu gewährleisten.

Inhaltsverzeichnis:

Gemeinsame militärische Zusammenarbeit

Deutschland und Japan wollen unter anderem in folgenden Bereichen enger kooperieren:

  • gemeinsame Entwicklung von Flugkörpern
  • unbemannte Luftfahrzeuge (Drohnen)
  • bemannte Kampfflugzeuge
  • wirtschaftliche Sicherheit und Technologieforschung

Petra Sigmund warnt vor russischer Aggression

Die deutsche Botschafterin in Tokio, Petra Sigmund, betonte, dass Russland möglicherweise die Verteidigungsfähigkeit der NATO auf die Probe stellen wolle. Die Sicherheitslage sei ernst, deshalb müsse man sofort handeln. Laut Sigmund sei es entscheidend, schnell militärische Fähigkeiten zu modernisieren und zuverlässige Partner zu gewinnen. Japan sei hierbei besonders wichtig, da beide Länder ähnliche Bedrohungen wahrnehmen.

Ein zentraler Punkt sei die Interoperabilität der militärischen Systeme. Durch den Austausch von Know-how und koordinierte Rüstungsprojekte solle Zeit und Geld gespart werden. Bereits auf der Rüstungsmesse in Tokio im Mai unterzeichneten deutsche und japanische Unternehmen mehrere Absichtserklärungen. Unter anderem vereinbarten der deutsche Hersteller Taurus Systems und ein großer japanischer Rüstungskonzern die Zusammenarbeit bei der Waffenentwicklung.

Neue Verteidigungspolitik unter Friedrich Merz

Die im Mai eingesetzte Regierung unter Bundeskanzler Friedrich Merz plant eine erhebliche Aufstockung der Verteidigungsausgaben. Bis 2029 soll der Anteil des Verteidigungshaushalts am Bruttoinlandsprodukt von derzeit 2,4 % auf 3,5 % steigen. Die NATO-Mitgliedstaaten, einschließlich Deutschlands, einigten sich zudem darauf, die Verteidigungsausgaben bis 2035 auf 5 % zu erhöhen. Davon sollen:

  • 3,5 % in militärische Ausrüstung und Kernfähigkeiten fließen
  • 1,5 % für Infrastruktur und sonstige Verteidigungsinvestitionen verwendet werden

Diese Maßnahmen sollen Deutschland in die Lage versetzen, seine Rolle in der europäischen Sicherheit eigenständiger wahrzunehmen. Das neue Verteidigungsbündnis mit Japan gilt als Teil dieser umfassenden Strategie.

Wehrpflicht als mögliche Antwort auf Personalmangel

Die Bundeswehr kämpft mit zunehmenden Rekrutierungsproblemen. Die deutsche Regierungskoalition denkt deshalb offen über eine Rückkehr zur Wehrpflicht nach, sollte es nicht gelingen, ausreichend freiwillige Soldaten zu gewinnen. Auch Japan hat ähnliche Herausforderungen im Personalbereich seiner Selbstverteidigungskräfte.

Berlin und Tokio tauschen sich intensiv zu diesen strukturellen Problemen aus. Laut Sigmund seien diese Gespräche „wertvoll“, da beide Länder von den Erfahrungen des jeweils anderen profitieren könnten. Auch in Bezug auf Finanzierung zeige Japan großes Interesse an deutschen Strategien.

Handel und Technologie ergänzen militärische Zusammenarbeit

Die Kooperation beschränkt sich nicht nur auf Sicherheitsfragen. Deutschland und Japan wollen ihre Zusammenarbeit auf Wirtschaft, Raumfahrt und Technologie ausdehnen. Dabei geht es unter anderem um faire Handelsbedingungen und gegenseitige Investitionen.

Die Finanzierung der geplanten Verteidigungsausgaben soll durch Kredite in Höhe von fast 400 Milliarden Euro über die nächsten fünf Jahre erfolgen. Dafür hat der Bundestag im März Änderungen am Grundgesetz beschlossen. Tokio beobachtet genau, wie Berlin diese Mittel aufbringt – vor dem Hintergrund steigender Handelszölle und wachsendem internationalen Wettbewerbsdruck.

Beide Länder zählen zu den führenden Exportnationen der Welt und setzen sich für möglichst freie Handelsbeziehungen ein. Wenn deutsche und japanische Unternehmen mit Handelshemmnissen konfrontiert werden, wollen beide Regierungen die Hürden im gegenseitigen Handel so niedrig wie möglich halten.

Strategische Annäherung auf mehreren Ebenen

Die bilateralen Beziehungen zwischen Deutschland und Japan erreichen ein historisches Hoch. Der Austausch auf höchster politischer Ebene nimmt zu. Im Juni besuchte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Tokio. Gleichzeitig reiste Japans Staatsminister Minoru Kiuchi nach Berlin, wo er ein Abkommen zur Forschungs- und Technologiekooperation unterzeichnete und Gespräche mit Außenminister Johann Wadephul führte.

Deutschland und Japan rücken in Sicherheits- und Technologiefragen enger zusammen. Beide Länder sehen die Notwendigkeit, internationale Stabilität gemeinsam mit gleichgesinnten Partnern zu schützen und auszubauen. Der Ausbau dieser Partnerschaft wird nicht nur Europa stärken, sondern auch den globalen sicherheitspolitischen Rahmen nachhaltig prägen.

Quelle: THE JAPAN TIMES