Ein Erdbeben mit der Stärke 8,8 hat die Region vor der russischen Halbinsel Kamtschatka erschüttert. Die Erschütterung, die sich am 30. Juli gegen 01.25 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit ereignete, hatte ihr Epizentrum rund 136 Kilometer vor Petropawlowsk-Kamtschatski. Es war das stärkste Beben weltweit seit der Katastrophe von Fukushima im Jahr 2011. Die Tsunami-Gefahr wurde für zahlreiche Länder am Pazifik ausgerufen, darunter Japan, Russland, die USA, Indonesien und Neuseeland.
Inhaltsverzeichnis:
- Tsunamiwellen treffen Hafenstadt Sewero-Kurilsk
- Japan evakuiert Küstenbewohner und Atomkraftwerk
- Warnungen für Hawaii, Alaska und Neuseeland
- Stärkstes Beben seit Jahrzehnten in Russland
Tsunamiwellen treffen Hafenstadt Sewero-Kurilsk
In Sewero-Kurilsk auf den Kurilen traf eine drei bis vier Meter hohe Flutwelle auf die Küste. Der Verwaltungschef Alexander Owsjannikow bestätigte vier Tsunamiwellen. Rund 2.000 Menschen wurden vorsorglich in Sicherheit gebracht. In der Region Kamtschatka meldete das Gesundheitsministerium mehrere Verletzte. Videos zeigen überschwemmte Gebäude und beschädigte Straßen. Es kam lokal zu Strom- und Telefonausfällen.
Auch in der Regionalhauptstadt Petropawlowsk-Kamtschatski kam es zu Panik. Menschen rannten barfuß auf die Straßen, Möbel stürzten um, Fahrzeuge gerieten auf schwankenden Fahrbahnen ins Rutschen. In der russischen Region Sachalin wurde für die betroffene Inselgruppe im Nordpazifik der Notstand ausgerufen. Der Gouverneur Wladimir Solodow rief zur strikten Einhaltung der Evakuierungsanweisungen auf.
Japan evakuiert Küstenbewohner und Atomkraftwerk
Die japanischen Behörden gaben eine Tsunami-Warnung für große Teile der Pazifikküste aus. Besonders betroffen sind die Präfekturen Hokkaido und Tohoku. In Iwate wurde eine 1,30 Meter hohe Welle gemessen, in anderen Regionen lagen die Flutwellen bei bis zu 80 Zentimetern. Über 2 Millionen Menschen wurden zur Evakuierung aufgefordert.
Im havarierten Atomkraftwerk Fukushima wurden alle Mitarbeiter in Sicherheit gebracht. Laut Betreiber Tepco gab es keine Auffälligkeiten in den Anlagen. Eine Frau starb bei einem Selbstrettungsversuch, als sie in der Präfektur Mie mit ihrem Fahrzeug von einer Klippe stürzte.
Die japanische Wetterbehörde warnte, dass die Tsunami-Gefahr mindestens noch einen Tag bestehen bleiben könne. Die Bevölkerung wurde aufgerufen, auch bei Temperaturen von über 41 Grad Celsius in Evakuierungsgebäuden auszuharren.
Warnungen für Hawaii, Alaska und Neuseeland
Auch außerhalb Asiens löste das Seebeben Reaktionen aus. In Hawaii wurden alle Flüge nach und von Maui gestrichen. Rund 200 Menschen fanden Zuflucht im Flughafenterminal. Das Tsunami-Warnzentrum gab später eine Herabstufung auf eine weniger schwere Gefahrenmeldung bekannt. Dennoch wurden weiterhin starke Küstenwellen erwartet.
In Alaska blieb die Tsunami-Warnung zunächst bestehen. Neuseeländische Behörden warnten ausdrücklich vor lebensgefährlichen Strömungen und Wellenbewegungen. Der Katastrophenschutz rief zur Meidung aller Küstenbereiche auf, einschließlich Häfen, Flussmündungen und Strände.
Weitere Warnungen betrafen:
- Mexiko
- Peru
- Ecuador
- Indonesien
In China wurde die Tsunami-Warnung für die Provinz Zhejiang und die Stadt Shanghai aufgehoben. Die Philippinen zogen ihre Warnung am Nachmittag zurück, da keine zerstörerischen Wellen registriert wurden.
Stärkstes Beben seit Jahrzehnten in Russland
Laut dem Geophysikalischen Dienst der Russischen Akademie der Wissenschaften war das Erdbeben das schwerste in der Region seit 1952. Experten rechnen mit weiteren Nachbeben. Bereits am 20. Juli hatte sich in der gleichen Region ein Beben der Stärke 7,4 ereignet, jedoch ohne gravierende Folgen.
Die aktuelle Lage bleibt dynamisch. Behörden weltweit beobachten die Entwicklung und passen ihre Warnungen kontinuierlich an. Mehrere Millionen Menschen entlang des Pazifikrings blieben in Alarmbereitschaft.
Quelle: Tagesspiegel